Von dem Gedanken beseelt, auch in ihrer Heimatgemeinde Rettenbach eine Blaskapelle zu gründen, fanden sich im April 1933 fünfzehn junge Männer zusammen, die dieses Vorhaben in die Tat umsetzten wollten. Dies war die Geburtsstunde unseres heutigen Vereins.
Die treibende Kraft und Hauptinitiator war damals Johann Pfanzelt, ein junger Bauernsohn mit 22 Jahren, der im Innersten tief mit der Musik und dem Gesang verbunden war. So war es dann auch nicht schwer für ihn, eine Schar Gleichgesinnter junger Menschen für diese ihm so am Herzen gelegene Sache zu gewinnen. Johann Pfanzelt, Josef Seelos, Xaver Mair, Karl Spies, Theodor Erhart, Nikolaus Lutz, Philipp Schneider, Luitpold Waldmann, Ludwig Waldmann Matthias Kösl, Matthias Schuster, Stefan Pfanzelt, Anton Krumbacher und August Schmied waren die vierzehn Gründungsmitglieder.
Dirigent Engelbert Baur aus Bernbeuren erklärte sich bereit, diesen Idealisten das musikalische Rüstzeug zu vermitteln. Doch zuvor musste das Problem der Finanzierung der notwendigen Instrumente bewältigt werden. So musste bereits im ersten Jahr jeder Musiker 50 Mark Einsatz in zwei Raten leisten. Bei damals einem durchschnittlichen Wochenlohn von 5 Mark war das für die Musiker eine erhebliche finanzielle Belastung, zumal jeder von ihnen bei ein bis zwei Proben in der Woche pro Stunde 30 Pfennige zu zahlen hatte. Daneben war trotz Spenden und eines Zuschusses seitens der Gemeinde noch die Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 350 Mark erforderlich, welches ein Gönner der Musikkapelle zinslos vorstreckte. Als Proberaum stellte der damalige Besitzer des “Oberen Wirtes” den Musikern von Anfang an seine beheizte Wirtsstube kostenlos zur Verfügung.
Die aufopferungsvolle Arbeit des Dirigenten Engelbert Baur trug alsbald ihre ersten Früchte. So war es möglich, dass bereits 1934 erstmals ein Musikfest in Marktoberdorf besucht werden konnte, bei dem die Kapelle mit dem Brautlied von Lohengrin einen 2. Rang erreichte.
Befähigt durch die Ausbildung bei Dirigent Engelbert Baur übernahm nun Johann Pfanzelt die musikalische Leitung. In den folgenden Jahren konnte die Kapelle immer wieder neue Mitglieder gewinnen. Doch ihr Aufwärtsstreben wurde durch den Ausbruch des Krieges jäh erstickt. Als Folge dieses unglücklichen Ereignisses wurden auch viele Musikkameraden zur Wehr einberufen. Das aktive Musizieren kam zum Erliegen.
Erst nach Kriegsende war es wiederum Johann Pfanzelt, der im Jahr 1946mit Josef Seelos, August Schmied, Anton Krumbacher, Peter Feneberg und Nikolaus Lutz einen Neuanfang wagte. Er war es auch, der versuchte, die Lücken, welche der Krieg in den Reihen der Musiker hinterließ, durch eine intensive Nachwuchsausbildung zu schließen.
Sein allzu früher Tod im Jahre 1952 war ein schmerzlicher und unersetzlicher Verlust für seine Familie, aber auch für die Blaskapelle, der er Organisator und Dirigent, Triebfeder und Vorbild zugleich war.
In diesen schweren Zeiten übernahm Fritz Echtler die Leitung der Kapelle. Er konnte Franz Settele als Dirigenten für die Kapelle gewinnen. Auf sein Bestreben hin wurde im Jahre 1957 ein Verein mit passiven Mitgliedern gegründet, um so den Kauf von neuen Instrumenten zu ermöglichen.
Im Jahre 1962 wurde Andreas Straub, ein junger Musikant aus den eigenen Reihen, zum Dirigenten gewählt. Ihm stand Leonhard Maag, der aus den Wahlen als 1. Vorstand hervorging, mit Rat und Tat zur Seite. Andreas Straub besuchte bei Bundesmusikdirektor Anselm Holzhey, Buchloe, den Dirigentenkurs. In diesem Jahr trat der Verein auch dem Allgäu-Schwäbischen-Musikbund bei.
Doch bereits im darauffolgenden Jahr 1963 musste der Verein erneut einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Andreas Straub wurde mit einem schweren Nierenleiden ins Krankenhaus eingeliefert und verstarb dort am 20.06.1963 im Alter von 29 Jahren. Zu kurz war die Zeit, die ihm als Dirigent gegönnt war, um seine musikalischen Vorstellungen in die Tat umsetzen zu können. So mussten die Hoffnungen auf einen neuen Aufschwung der Kapelle zunächst begraben werden.
Noch im selben Sommer wählten die aktiven Musiker ihren Kameraden Franz Furch zum neuen Dirigenten. Mit 27 Jahren selbst noch jung und unerfahren hatte er die nicht immer leichte Aufgabe, dem Verein, der stark unter dem Verlust seines Dirigenten zu leiden hatte, neue Impulse und neue Ziele zu setzen. Nachdem auch er bei Bundesmusikdirektor Holzhey seinen Dirigentenkurs erfolgreich abgelegt hatte, galt sein besonderes Augenmerk der Jugendausbildung und der Verbesserung des Leistungsniveaus der Kapelle.
Daneben sorgte der 1. Vorstand Leonhard Maag für ein harmonisches Vereinsleben und schuf somit die ideale Voraussetzung für ein effektives Arbeiten. Er war auch die treibende Kraft für die Neueinkleidung der Kapelle 1966 mit dem “Allgäuer Gwand”. Vorstand Leonhard Maag leitete mit sehr viel Einfühlungsvermögen die Geschicke des Vereins und verstand es ausgezeichnet, Gegensätze innerhalb der Mitglieder auszugleichen und zu überbrücken. Als Vorstand Leonhard Maag 1975 sein Amt niederlegte, konnte er seinem Nachfolger, Alois Furch, einen bestgeführten Verein mit geordneten Verhältnissen übergeben.
Unter der Leitung von Franz Furch besuchte der Musikverein Rettenbach zahlreiche Musikfeste. Die dabei erzielten Ergebnisse spiegeln die allmähliche, ständige Leistungssteigerung wider. Die Grundsteine hierfür waren die Anstrengung des Dirigenten, der mit Fleiß und Ausdauer, allen Rückschlägen zum Trotz, einen Klangkörper aufbaute, der über die Grenzen des kleinen Ortes Rettenbach hinaus Beachtung fand. Beim Wertungsspiel 1976 in Bidingen erzielte der Verein in der Mittelstufe dann auch die erste Auszeichnung.
1977 wurde eine Verstärker- und Gesangsanlage gekauft. Und seitdem wird das Programm der Kapelle mit Gesang bereichert.
Aufgrund eines Inserats wird im Jahr 1979 mit dem Musikverein Hergolshausen Kontakt aufgenommen. Es entsteht eine enge Freundschaft, die durch gegenseitige Besuche bis heute immer weiter vertieft wird.
1982 wird beschlossen die Kapelle neu einzukleiden, da die letzte Tracht schon 17 Jahre alt war. Man wählt rote Westen und braune Jacken.
Zum 50. Jubiläum der Kapelle 1983 richtete der Musikverein Rettenbach das 17. Bezirksmusikfest aus. Eine geschmückte Ortsmitte, das Festzelt auf einer Wiese am Ortsrand und überall wehende Fahnen empfingen die zahlreichen Besucher. Zwei Tage lang stellten sich die 28 Blaskapellen einem Jurorengremium bei dem Wertungsspiel. Die fünf Juroren Fritz Weyermüller, Georg Willecke, Joannes Gerhard, Walter Edelmann und Richard Zettler, allesamt anerkannte Musikkapazitäten, hatten eine Menge Arbeit. Entschädigt wurden sie durch die überdurchschnittlichen Leistungen der einzelnen Kapellen. Dem sonntäglichen Feldgottesdienst wohnten einige hundert Gäste bei. Beim Frühschoppen unterhielt das Städtische Orchester aus Waiblingen. Nach dem Gemeinschaftschor jubelten mehrere tausend Zuschauer den Kapellen beim Festumzug zu.
Beim Wertungsspiel in Leuterschach 1987 trat die Kapelle zum ersten Mal in der Oberstufe an. Mit dem Pflichtstück “Fantasy in blue” und dem Selbstwahlstück “Die Etsch” erspielte sich der Musikverein Rettenbach einen 1. Rang mit Belobigung, worüber sich die Musikanten natürlich ausgiebig freuten.
Aufgrund fehlender Räumlichkeiten konnten keine Konzerte mehr stattfinden. Umso mehr freute man sich als der Bau der Mehrzweckhalle endlich fertig gestellt wurde. 1988 fand dann erstmals seit Jahren wieder ein Konzert statt, bei dem die Kapelle ihr Können unter Beweis stellte.
1990 wurde beschlossen, sich ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Mit einer umfassenden Satzung geschah dies unter dem Namen “Rettenbacher Blasmusik e. V.”.
Beim Bau des neuen Rathauses bekam die stetig wachsende Musikkapelle den 1. Stock als neuen Proberaum zur Verfügung gestellt. Bei der Fertigstellung des Proberaums, halfen die Musikanten tatkräftig mit.
Nach 30-jähriger und leistungsstarker Tätigkeit als Dirigent übergab Franz Furch die Leitung der Kapelle 1993 an Richard Holl. Richard Holl führt die Kapelle seitdem sehr zielstrebig weiter.
Nach erfolgreicher 25 - jähriger Arbeit stellte 1. Vorstand Alois Furch sein Amt zur Verfügung. Seine Bemühungen galten vor allem der Jugendausbildung und Leistungssteigerung der Rettenbacher Blasmusik. Seine zukunftsorientierte Denkweise gab den Anstoß dafür, dass die bis dahin vereinsinterne Ausbildung von Jugendlichen an die städtischen Musikschule Marktoberdorf übergeben wurde. Spürbar wurde dadurch das Leistungsniveau der Blaskapelle gehoben.
Unter seiner Federführung wurde das mittlerweile traditionelle Sommerfest erstmals durchgeführt, und damit ein solider finanzieller Grundstock geschaffen. Mit diesen neuen finanziellen Möglichkeiten konnte die Rettenbacher Blasmusik den Klangkörper mit dem Kauf entsprechender Instrumente ständig erweitern.
Durch die hervorragende Vereinsführung von Alois Furch konnte sich die Rettenbacher Blasmusik ständig weiter entwickeln. Dies eröffnete der Musikkapelle 1987 die Möglichkeit, erstmals den Schritt bei den Wertungsspielen von der Mittelstufe in die Oberstufe zu wagen.
Bei den Neuwahlen im Jahre 2000 erklärte sich Wolfgang Furch bereit, die Nachfolge von Alois Furch anzutreten, und das Amt des 1. Vorsitzenden zu übernehmen.
Zum 70. Jubiläum des Vereins beschließt die Vorstandschaft eine neue Tracht zu kaufen. Diesmal entscheidet man sich für blaue Westen und rotbraune Jacken. Der Kauf dieser neuen Tracht wäre ohne die großzügigen Spenden von Gemeinde und Gemeindemitgliedern nicht möglich gewesen.
Im Jahre 2008 feiert die Rettenbacher Blasmusik das 75. Gründungsjubiläum, und nimmt dies zum Anlass, das 39. Bezirksmusikfest des Bezirkes 4 Marktoberdorf auszurichten.